Daniels Spielwoche (14/2014)
Urlaub ist anstrengend! Neben all den Frühstücksbuffets, Wasserrutschen und Minigolfrunden blieb nur wenig Zeit für (Familien-) Spiele. Dem Packmaß geschuldet, haben wir natürlich nur kleine Kartenspiele mitgenommen und gespielt.
Knatsch
In der letzten Woche (wie hier beschrieben) hatten wir Knatsch ja bereits ausprobiert und für familientauglich befunden. Insgesamt haben wir vier Runden gespielt, von denen ich – zu alter Form zurückkehrend – keine einzige für mich entscheiden konnte.
Knatsch von Zooloretto/Coloretto-Autor Michael Schacht ist ein einfaches Zielwürfelspiel. Auf in der Mitte ausliegenden Karten sind Würfelergebnisse vorgegeben, die vom Spieler übertroffen werden müssen; dann darf man sich die Karte nehmen und vor sich ablegen. Ebenso dürfen, wie bei Heckmeck, die Mitspieler beklaut werden. Es gibt dabei Sonderkarten, die zukünftige Würfe vereinfachen – ähnlich wie z. B. bei Um Krone und Kragen, allerdings bei weitem nicht so aufwändig – und solche, die bestimmte andere Aktionen ermöglichen. Außerdem sind auch noch Burgen in den Stapeln. Ziel ist es, vier Burgen zu besitzen (alternativ reicht es auch, zwei Burgen zu besitzen und drei Turniere zu gewinnen oder den König zu stürzen, aber darauf gehe ich jetzt nicht weiter ein). Eine Runde läuft so ab, dass man eine Karte benennt, die man erringen möchte, kniffelüblich dreimal würfelt und dann die Karte erhält oder eben auch nicht. Dazu kommt eine Push-your-luck-Ebene, da man Sechsen herauslegen und teilweise auch die Ergebnisse der Gegner übertreffen muss.
Alles in allem ein nettes kleines Würfelspiel mit ein wenig langweiliger Grafik aber klaren Piktogrammen, das durchaus ab sechs Jahren möglich ist. Inzwischen, nach sieben oder acht Partien, habe ich aber das Gefühl, dass ich schon alles erlebt habe – gut, das ist bei einem Würfelspiel nicht untypisch; trotzdem ist der Reiz ein wenig zurückgegangen. Aber die Kinder spielen es gerne und bestehlen ihren Vater, und wer wäre ich, wenn ich das nicht zuließe?
Mosaix
In jedem Urlaub dabei ist das total unterschätzte Mosaix, weil es klein verpackbar und schön zu spielen ist. Außerdem benötigt man kaum Tischfläche, so dass man das in einer schwarzen Blechdose verpackte Spiel auch auf einem Intercity-Klapptisch oder auf einem vollen Frühstückstisch spielen kann.
Der aktive Spieler wirft die vier Symbolwürfel und legt sie zu einer beliebigen Form zusammen, die dann alle Spieler in ihr Quadratraster übernehmen müssen. Am Ende wird die Anzahl der zusammenhängende Gebiete mit der Anzahl der Kästchen je Symbol multipliziert und gewertet. Mosaix ist ein kleines Spiel in der Tradition von Take it easy oder Fits, das ein „Nebenbeispielen“ ermöglicht, dabei aber nicht flach oder langweilig ist.
Toll ist auch, dass ich meistens gewinne, so auch dieses Mal.
Drecksau
Mehrfach gespielt haben wir auch Drecksau, ein Kinder-Kartenspiel von Kosmos, das von einem witzigen Schweinethema getragen wird: die Spieler besitzen je drei saubere Schweine, die nur dann glücklich sind, wenn sie richtig schmutzige Dreckschweine werden. Mit Karten besudelt man seine eigenen Schweine, wäscht mit anderen die Gegnerschweine, oder lässt es regnen, worauf alle Schweine wieder sauber werden – es sei denn, sie sind durch Ställe geschützt, die wiederum durch einen Blitzeinschlag abbrennen können, was man wiederum durch einen Blitzableiter verhindern kann.
In dem Spiel gibt es keine größeren taktischen Möglichkeiten, man spielt einfach irgendeine Karte und verhält sich idealerweise unauffällig, damit man selbst nicht Ziel der Angriffe wird. Das größte Problem des Spiels ist aber nicht, dass man nicht planen kann, sondern dass es theoretisch unendlich lange dauern könnte. Zum Glück! dauerten unsere Runden nur tolerierbare zehn Minuten, die immerhin die Kinder sehr fesselten, obwohl ihr Vater (ja, genau, ich!) jedes Mal gewann, was aber (leider) nicht auf überlegene Spielfähigkeiten sondern nur auf Glück zurückzuführen ist.
Fazit: für Kinder von fünf bis acht, neun Jahren durchaus ok, das ist auch die Zielgruppe (wobei es da auch bessere Spiele gäbe), für Erwachsene aber unerträglich.
Poison
Poison, ein Reiner-Spiel*, ist eines meiner Lieblingskartenspiele in der kleinen Amigo-Schachtel. Prinzipiell ist es ein Stichspiel mit drei Stapeln in drei Farben, bei dem man möglichst keine Karten gewinnen möchte, und wenn doch, dann bitte schön die meisten einer Farbe, dann zählen sie nämlich keine Minuspunkte. Total einfach, flott gespielt, mit der Möglichkeit, die anderen Spieler zu ärgern – ich find’s super.
Wir haben es jetzt zum ersten Mal mit den Kindern gespielt, was unseren Sechsjährigen deutlich überforderte, der Neunjährigen aber sehr gefiel, zumal sie gewann. Zu dritt mit ihr probieren wir das gerne noch mal.
* Wieso „Reiner“-Spiel? Dr. Reiner Knizia erfindet zwei Arten von Spielen (teilweise auch mehrfach, aber das ist eine andere Geschichte): einmal die Knizia-Spiele, die mathematisch und tief und denkaufwändig sind, beispielsweise Euphrat und Tigris oder Taj Mahal, andererseits die locker-flockigen Reiner-Spiele wie zum Beispiel das tolle Heckmeck am Bratwurmeck, das ich in meiner Winterjacke gelassen und nicht mit in den Urlaub genommen habe oder Lost Cities. Ich mag die Reiner-Spiele, die Knizias können mir allerdings gestohlen bleiben.
The City
… ist eine Light-Version von San Juan, in der man Gebäude errichtet, die man wie im Vorbild mit Handkarten bezahlt. Für die Karten gibt es nach dem Bau jede Runde ein Einkommen in Form von Karten sowie Siegpunkte. Teilweise besitzen die Karten auch Synergien, verbilligen zum Beispiel den Bau anderer Karten oder geben in Verbindung mit bestimmten Gebäuden zusätzliche Siegpunkte. Ein sehr einfaches Kartenspiel von Tom Lehmann (genau: dem Erfinder von Race for the Galaxy, das wie San Juan auf Puerto Rico basiert und von dem auch die Idee für den Karten-als-Geld-Mechanismus stammt), herausgegeben von Amigo.
Schön ist, dass es sich schnell spielt, dass eine Runde nicht lange dauert, dass alle gleichzeitig spielen; doof ist, dass jeder nur vor sich hin baut und dass es keine wie auch immer geartete Interaktion zwischen den Spielern gibt. Außerdem gibt es Karten, die klar stärker als andere sind, und es gibt kaum Möglichkeiten, aus einem schwachen Blatt etwas herauszuholen. Als Absacker finde ich es aber trotzdem nett, es dauert ja auch nur zehn, fünfzehn Minuten. Meine Tochter gewann ein Spiel haushoch, das andere konnte ich für mich entscheiden.
Über das CenterParcs-Spiel Aqua Splash, das wir in unserer Ferienwohnung als Geschenk vorfanden, breite ich an dieser Stelle den Mantel der Liebe und erwähne nur, dass mein Sohn und ich jeweils eine Partie gewannen.
Nach all diesen leichten Kinderspielen wurde ich dann am letzten Tag nach/während des Frühstücksbuffets mit einer Zweierpartie San Juan „entschädigt“, will sagen, dass ich wenigstens ein Spiel gespielt habe, das ein bisschen anspruchsvoller ist, wobei wir beschlossen haben, dass die Tochter demnächst auch mitspielen darf.
Nachdem wir, bedingt durch Race for the Galaxy, das sich nach anfänglicher Hürde als ein großartiges, fantastisches, geradezu bonfortionöses Spiel entpuppt, San Juan seit geraumer Zeit links liegen lassen haben, also jetzt der kleine Bruder. Und, ja, genau so spielt es sich auch. Man hat längst nicht die Möglichkeiten wie bei RFTG, dafür kommt es ohne verwirrende Piktogramme aus und ist auch sonst übersichtlicher. Ich möchte fast sagen, dass San Juan die Familienvariante von RFTG ist. Wenn man ein Spielerspiel erwartet, wird man vermutlich enttäuscht, aber als Gateway funktioniert es bestimmt gut. Ich war angenehm überrascht. Auch davon, dass ich Supersilke mit 36 zu 27 Punkten deutlich besiegen konnte. 🙂
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