Wir befinden uns in der Gegenwart. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Gamedreamer, das mit 1-4köpfiger Besetzung unterwegs ist, ein neues Spiel zu erkunden, fremde Sprachen und unbekannte Zivilsationen. Die Gamedreamer dringt dabei in Spielplankonstellationen vor, die nie ein Spielträumer zuvor gesehen hat …
Yeah! Ein Star Trek Brettspiel in der Zeit von Picard und Sisko und Co.! Wie geil ist das denn!? Nachdem ich im Studium nahezu die gesamte Next Generation und Deep Space Nine, sowie die Anfänge der Voyager inhaliert habe, zieht so etwas automatisch meine Aufmerksamkeit. Und wenn dann auch noch Vlaada Chvatil drauf steht schlägt auch noch mein irrationales Spielerherz höher! Star Trek Frontiers ist dabei aber eigentlich kein neues Spiel, sondern ein bekanntes Spiel – nämlich Mage Knight Das Brettspiel – thematisch neu eingekleidet!
Ich besitze Mage Knight, warum brauche ich das Gleiche jetzt noch mal in spacig? Für mich gibt es da zwei Gründe: Erstens: Lies jetzt bitte nochmal den ersten Teil des vorherigen Absatzes bis „…Aufmerksamkeit!“. Und zweitens: Meister Chvatil hat beim Entwickeln von Codenames wohl gemerkt, dass Spiele auch Spaß machen, wenn sie nicht ganz so komplex sind. Also, ratzfatz mal ein bißchen bei dem doch sehr herausfordernden Mage Knight die Regeln mit dem Tricorder analysiert, den Warp-Kern etwas heruntergekühlt, die Musterpuffer des Transporters stabilisiert und die Reichweite der Phaser vergrößert. Irgendwie passte DAS dann nicht mehr zu Fantasy, also nehmen wir ein Science Fiction Setting … Na gut, wahrscheinlich war es nicht ganz so und die Tatsache, dass wir dieses Jahr 50 Jahre Star Trek feiern können spielt eine nicht unwesentliche Rolle.
Kurz gesagt: Star Trek Frontiers ist auch eine überarbeitete Version von Mage Knight. Durch die Überarbeitung wird es tatsächlich „leichter“ und „schneller“, aber nur wenn man es an Mage Knight misst. Ich versuche mal aufzuzählen, welche Änderungen aus meiner Sicht dazu beitragen:
- für jede Erkundung gibt es immer einen Erfahrungspunkt (gab es bei Mage Knight nur im Tutorial)
- Gegner können vom benachbarten Feld angegriffen werden, was Karten für den Kampf spart
- die frühen Gegner (Romulanische Warbirds als Pendant zu den Orks) scheinen mir leichter zu besiegen, einen ähnlichen Eindruck habe ich auch für die Starbases, die bei Mage Knight Festungen und Magiertürme waren
- es gibt weniger Angriffsarten und weniger Sonderfähigkeiten der Gegner und diese sind z.T. logischer abgestimmt
- Schaden lässt sich durch Schilde auch teilweise blocken und Schaden kann dadurch absorbiert werden
- es gibt Vereinfachungen: der Datacore (entspricht Manapool) ist einseitig, da es logischerweise keinen Tag- Nacht- Wechsel gibt, es gibt nur drei Grundfarben (sternenflottengold -blau, und -rot)statt vier, sowie weniger unterschiedliche Orte und Karten (es gibt kein Pendant zu den Artefakten)
- Die Übersichtskarten, die schon bei Mage Knight super hilfreich aber leider doppelseitig waren, sind hier einseitig, was das Suchen der wichtigsten Daten deutlich erleichtert.
Bei all dem (und ich hab bestimmt noch was vergessen) bleibt das Spielgefühl erhalten, aber es liefert mehr und früher Erfolgserlebnisse, ohne gleich Lt. Commander Datas positronisches Gehirn dafür zu benötigen. Natürlich haben wir es immer noch mit einem Heavy Eurogame zu tun und Gelegenheitsspieler werden daran vermutlich verzweifeln. Für mich als Mage Knight Veteranen mit mittlerweile mehr Kindern und dafür weniger Konzentration stellt sich aber echt so was wie eine erfrischende Leichtigkeit ein. Das ging Daniel beim Spielen auch so, und auch anderenorts lese ich ähnliche Eindrücke.
Unterm Strich lässt mich vor allem aber das Thema begeistert zurück. In meinen Augen passt es sooo viel besser als das Mage Knight Universum, welches ich zugegebenermaßen im Vorfeld nicht kannte. Allein die Proportion der Modelle auf dem Spielplan wirkt gefälliger. Explorieren neuer Sektoren, mit Phasern auf langer Reichweite schießen, Daten sammeln (statt Mana) und Planeten erkunden lässt mich sofort ins Universum von Gene Roddenberry eintauchen. Auch dass ich durch meine Kommandomarker mit mehr Erfahrung mehr Offiziere einstelle und nicht gleich ganze Armeen, gefällt mir besser. Das Kartendeck stellt mein Raumschiff dar und die individuelle Karte in jedem Deck stellt den Captain dar (Picard oder Sisko von der Sternenflotte, Lurza & B’thor oder Martok vom klingonischen Imperium). Neu sind die Außenteammissionen, ohne die Star Trek ja auch irgendwie nicht denkbar ist. Hier kann ich Begegnungen vor einer Kampfphase erst einmal diplomatisch bewältigen. Aber wenn die Verhandlungen scheitern, wird es ganz schön brenzlig für das heruntergebeamte Außenteam, denn die Schilde des Schiffes reichen nicht bis auf die Oberfläche des Planten – soll heißen Angriffsschaden ist nicht blockbar! Dies sind übrigens die einzigen wirklich neuen Regeln, in die man sich einarbeiten muss, auch wenn man Mage Knight kennt. Schließlich und endlich finde ich es deutlich zufriedenstellender, einen Borg-Würfel anzugreifen und dabei evtl. assimilierte Spezies vom Borg-Kollektiv zu lösen, als eine Stadt und deren Einwohner meinem Antihelden-Eroberungsdrang zum Opfer fallen zu lassen, auf Wunsch eines ominösen „Rates des Nichts“.
Der Wermutstropfen bei Star Trek Frontiers ist, dass es bislang nur die englische Ausgabe gibt. Ansonsten bin ich so davon überzeugt, dass ich jetzt mein altes Mage Knight mit allem drum herum auf dem Flohmarkt verkauft habe. Ich habe jetzt endlich ein Star Trek Spiel mit einem super funktionierenden, bewährten und überarbeiteten Mechanismus! Letztlich wird für viele das Thema entscheiden. Wer mit Star Trek und/oder Science Fiction nichts anfangen kann, wird meinen Eindruck kaum teilen können.
So, die Messe rückt immer näher. Mal schauen, ob wir hier voher noch was hingekritzelt bekommen (vielleicht gibt es auch was fürs Auge …?!), bevor es soweit ist. Bis dahin!
P.S.: Ich lese gerade die Star Trek Prometheus Trilogie. Und in dieser gibt es – ohne Scherz – Chief Schnieder! In diesem Sinne:
…drück-auf-Kommunikator…tidelitü… „Chief Schnieder an Spielträumer: Weiter spielen!“
Schöner Artikel. Das sieht alles sehr interessant aus (so als Nicht-Trekkie, der aber Mage Knight gut fand).
Auf jeden Fall muss ich hundert Punkte für das Großartige Artikelbild geben (Daniel? Du hast Dich selbst übertroffen!).
CIao Krisse
Ja, das sollte ich noch herausstellen: Danke an Daniel, der das Beitragsbild auf den Schirm gebracht hat!!!