Engelsgleiche Zusage
Auf seinem Blog kritisiert Kollege Sebastian Wenzel die vergangene Kosmos-Werbekampagne zu ihrem Spiel Dice Devils, welche über den Dienstleister Hallimash abgewickelt wurde und in deren Rahmen auch ich ein bezahltes Vorstellungsvideo gedreht habe. Unter der reißerischen Losung „Teuflisches Angebot“ hinterfragt er zuerst das Vorgehen des Verlags und unterstellt diesem, ein womöglich schlechtes Spiel über Umwege möglichst günstig im redaktionellen Teil platzieren zu wollen. Er geht sogar noch weiter und fragt nach dubiosen Maßnahmen wie gekauften Amazon-Bewertungen, Facebook-Fans oder Foren-Beiträgen. Im nächsten Schritt schwingt aber auch Kritik an den Rezensenten mit, welche auf das Angebot eingehen und das Spiel gegebenenfalls zu gut bewerten. Aber lest hier selbst – ein guter und nachdenkenswürdiger Artikel. Überseht auch nicht die Kommentare unter diesem, dort finden sich bereits ein paar interessante weiterführende Gedanken zu dem Thema.
Ich persönlich kenne die Hintergründe nicht gut genug um ein kritisches Urteil abgeben zu können, mein Eindruck war aber, dass Kosmos die Kampagne als eine Art Komplettpaket in Auftrag gegeben und damit ein neues Vermarktungsinstrument ausprobiert hat. Für den genauen Ablauf müsste demnach allein der Dienstleister verantwortlich sein, der als Teil des Vertrags auch die Vermittlung und Preisgestaltung übernimmt. Kosmos ist daher möglicherweise nicht im Einzelnen für den Verlauf verantwortlich, ich wäre da jedenfalls etwas vorsichtiger. Generell finde ich es großartig, dass Verlage allmählich etwas aufgeschlossener werden und sich überhaupt an derartige Konzepte wagen, so wie zuvor ja auch bei der Schnitzeljagd nach Andor – ein voller Erfolg. Mein Gefühl war es häufig, dass man als deutscher (Spiele-)Rezensent mit ein paar Ausnahmen einen sehr schweren Stand hat, sei es bei der Kommunikation, dem Anfordern von Exemplaren oder der Vergütung (welche quasi nicht existiert). Letztendlich machen viele Rezensenten sehr effektive Werbung für Lau, selbst wenn sie nur wenige Leser erreichen. So ist die Frage nach einer angemessenen Bezahlung durchaus berechtigt und wie Sebastian weiter selbst sagt „lohnt“ sich eine Arbeit in diesem Breich einfach überhaupt nicht. Und mit „Lohn“ ist für mich nicht nur Geld gemeint, sondern auch der Umgang. Vielleicht sind Kampagnen dieser Art ein erster Schritt in die richtige Richtung, das heißt Rezensenten ernstzunehmen und auf sie zuzugehen? In meinem Fall war es eine willkommene Abwechslung und trotzdem habe ich lange darüber nachgedacht, ob ich das Angebot annehmen soll. Ich habe mir ähnliche Fragen gestellt wie die, die Sebastian in seinem Text aufwirft: Kann ich für eine Rezension Geld annehmen? Kann ich gleichzeitig meine eigene Meinung bewahren? Wie kann ich das den Leuten erklären? Wie viel Geld ist angemessen? Erst nachdem ich mit Hallimash telefoniert und die Bedingungen genau geregelt hatte, stimmte ich schließlich zu. Mir war es sehr wichtig eben nicht meine Meinung zu verkaufen, sondern ausschließlich den Platz auf meinem Blog. So war es mir erlaubt völlig frei meine Meinung zu äußern und auch ausdrücklich auf die Kampagne hinzuweisen. Den Umgang mit Hallimash kann ich dabei als sehr angenehm beschreiben – hier wurde eine Werbemaßnahme verhandelt, aber nichts beschönt oder verdreht. Ich hätte auch einfach ein Video komplett ohne Meinungsteil drehen können, das wäre kein Problem gewesen. Die Beobachtung, die Sebastian beschreibt, dass das Spiel in vielen Rezensionen „zu gut“ wegkommt, finde ich nämlich sehr erschreckend, und da möchte ich keinesfalls dran teilhaben. Ich für mich kann klar sagen, dass ich das Spiel nicht zu gut und völlig unabhängig bewertet habe, ja sogar mehr eine Vorstellung als eine Rezension verfasst habe und auch nach meinen Erwartungen bezahlt wurde. Ich hatte es selbst in der Hand und habe durch diese Kampagne definitiv mehr Gegenwert bekommen als jemals zuvor für eine Arbeit in diesem Umfang in dieser Branche. Das liegt natürlich daran, dass Spiele nach wie vor mein Hobby sind und ich kein professioneller Journalist, aber aus meiner Sicht hat es sich „gelohnt“. Trotzdem finde ich es gut und wichtig, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Als unbedarfter Blogger kann man nämlich nur sehr begrenzt einschätzen was die eigene Arbeit Wert sein kann und ist sicher viel zu leicht mit derartigen Angeboten zu locken. Transparentes und offensives Handeln der Verlage wäre da sehr wünschenswert – wie immer gilt für mich: Gute Arbeit sollte entsprechend entlohnt werden!
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