Desperados erinnert stark an den Klassiker Mister X. Die Vorgeschichte: Ein Spieler stellt sich als Marshal mit seinen Sheriffs den restlichen Spielern, welche als böse Buben gemeinsam versuchen unschuldige Bewohner beim Pokern über den Tisch zu ziehen und Postkutschen wie Banken auszurauben. Postkutschen stellen dabei bewegliche Ziele da, welche einer festgelegten Route folgen, Banken bergen unterschiedliche Summen im Tresor und beim Pokern lassen sich die Leute nur ein Mal pro Stadt reinlegen.

Das Spiel funktioniert so, dass sich erst Marshal und dann Desperados immer abwechselnd je einen Schritt von Stadt zu Stadt über die Spielkarte bewegen. Dazu werden Bewegungskarten ausgespielt, von denen jeder Spieler für jede Stadt nur jeweils eine einzige besitzt. Diese Karten werden nun verdeckt abgelegt, wobei sich die Desperados untereinander absprechen und auch Karten zeigen können, sodass folglich der Marshal nicht genau weiß wo sich die Desperados aufhalten, die Desperados wiederum aber auch nur ahnen können wo sich der Marshal herumtreibt. Nach fünf solchen Runden kommt es zur Gegenüberstellung. Bis dahin hat jeder Desperado aber einmalig die Möglichkeit, irgendwann in einem seiner Züge einen Überfall anzukündigen oder eine Bank auszuspähen. Dazu muss er aber seine Position verraten, sprich die letzte Bewegunskarte offenlegen. Zudem gelingt ein Überfall auf eine Kutsche oder eine falsche Pokerrunde nur dann, wenn sich mehr Ganoven als Sheriffs vor Ort befinden – Sheriffs schickt der Marshal zu Beginn seines Spielzuges zusätzlich offen beliebig von Stadt zu Stadt. Wobei „gelingen“ zu diesem Zeitpunkt noch unsicher ist, denn ein Erfolg stellt sich erst nach unbeschadet gemeistertem Rundenende ein: Jetzt decken alle Spieler nach und nach ihre fünf gespielten Bewegungskarten auf und schauen ob sich ihre Wege kreuzen. Begegnet der Marshal auf seinem Pfad einem oder mehreren Desperados, nimmt er sie gefangen, was bedeutet, dass deren Zug an diesem Punkt endet und sie nicht weiter an Überfällen teilnehmen können. Darüberhinaus verlieren sie dauerhaft die entsprechende Bewegungskarte der Stadt in der sie geschnappt wurden, was ihre zukünftige Planung einerseits einschränkt, andererseits dem Marshal weitere Informationen preisgibt. Ganz zum Schluss, nach der Bewegung, dem Pokern und Kutschenrauben, werden die Banken überprüft: Stehen an einer Bank mehr Desperados als Sheriffs, so wird sie erfolgreich ausgeraubt. Ziel der Desperados ist es dabei, über mehrere Spielrunden eine gewisse Menge Geld anzuhäufen.
Die Anleitung ist etwas konfus und macht es einem nicht leicht, die eigentlich sehr simplen Regeln auf Anhieb zu verstehen. Das Spiel selbst aber spielt sich nach der Einarbeitungszeit angenehm zügig und funktioniert einwandfrei. Durch die verdeckten Karten auf beiden Seiten und die Zusammenarbeit der Desperados entsteht ein neuartiges und spannendes Spielgefühl, welches – das sollte bei diesem Regelsatz aber klar sein – letztendlich durch Glück (beziehungsweise Bluffen, wenn man es so nennen mag) entschieden wird. Legt der Marshal zu Beginn eine erfolgreiche erste und gegebenenfalls auch zweite Runde hin, kann er durch entfernte Karten auf Dauer etwas mehr bedenken und es den Gegenspielern gezielt schwerer machen. Gelingt ihm das nicht, kommt dieses Element nicht wirklich zum Tragen – trotzdem ist Desperados für Anhänger von Bluff-Spielen, die sich vom Thema und der geschilderten semi-kooperativen Mechanik angesprochen fühlen, eine deutliche Empfehlung wert! Wisst Ihr, was ebenfalls eine Empfehlung wert ist? Unser Onlineshop, welcher Desperados hier natürlich auch preiswert führt!