Spielvorstellung: Stories!
Stories!, so dachte ich nach der Regellektüre, hätte gegen Ja, Herr und Meister! und dergleichen keine Chance. Abwechselnd erzählt je ein Spieler völlig frei und beliebig in einer sehr kurzen Minute einen vorgegebenen Geschichtenanfang fort, wohingegen die Mitspieler versuchen schon vorab zu erahnen, welche Wörter womöglich genannt werden. Zur Not dürfen sie bis zu zwei Mal (gegen ein paar Minuspunkte) mit einer Nachfrage auf die Sprünge helfen, aufdass die erhofften Wörter doch noch vom Erzähler genannt werden.
Stories! ist ein außergewöhnliches kreatives Spiel, auch weil es vernünftig mit verschiedenen Zielgruppen funktioniert. Anders als bei vielen anderen Erzählspielen gibt es hier keinen Leitfaden, Karten oder ähnliches, die nachhelfen oder Wörter in den Mund legen – hier wird wirklich vollkommen ungehemmt erzählt, was für viele sicher Fluch, für manche aber auch Segen ist. Durch ein kleveres Wertungssystem werden die Geschichten aber nicht abstrus, sondern im Gegenteil zu einer spaßigen, spannenden, aber auch psychologischen Herausforderung: Welche Wörter werden von wem von mir erwartet und was fange ich mit diesem Wissen an? Über die ersten Runden oder mit Kindern kann eine Verlängerung auf zwei Minuten pro Geschichte den Einstieg erleichtern, andersherum tut ein Zeitlimit für die Wortfindung auf lange Sicht gewiss niemandem Weh. Stories! kann je nach Runde lockere und witzige Geschichten erzählen, aber auch mit Erwartungen spielen und spielen lassen. Es ist dabei anders und pfiffig genug, um sich einen Platz in meiner Sammlung zu erkämpfen – eine sehr empfehlenswerte Erfahrung! Und der Titel ist orange, wie der Spieltraum und meine Lieblingsfarbe. Bravo!
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