Etwas verspätet möchte ich heute Nothing Personal vorstellen. Im Spiel von dem auf BoardGameGeek beliebten Kritiker* Tom Vassel geht es darum mit seinem Mafiaclan möglichst viel Einfluss zu gewinnen. Dafür darf man sich aller unlauteren Mittel bedienen, die einem zur Verfügung stehen, das ist nichts persönliches. Es geht ums Geschäft.
*) Kritiker – da möchte ich stellvertretend Hildegunst v. Mythenmetz sprechen lassen:
„Wissen Sie, was Kritiker mir mal können? Sie können mir mal die Schere spülen!** Jawohl! Entschuldigen Sie bitte meine deutlichen Worte
[…], aber welche Qualifikationen muss man schon mitbringen um meine Arbeit kritisieren zu dürfen? […] Verbitterte, griesgrämige Gesellen, die keine Mahlzeit genießen können, weil sie das Haar in der Suppe suchen. Schleimfressende, nach Stinktierchensekret riechende Kanalisationsbewohner. Ja, Laptantidel Latuda – Dich meine ich!“
– Ensel und Krete von Walter Moers (S. 88ff.)
**) In Zamonien einer der gebäuchlichsten und derbsten Kraftausdrücke.
Jeder Spieler verkörpert eine Mafiaclan. Das Spiel geht über fünf Runden, welche wiederum aus fünf Phasen bestehen. Zunächst geht es darum Einfluss über die Gangster auf dem Spielbrett zu bekommen. Dazu spielt man seine Influence-Karten aus. Anschließend wird man dafür belohnt indem man Geld und Respekt für die kontrollierten Gangster bekommt. Außerdem bieten diese noch zusätzliche Aktionen (das Verschieben, Klauen oder Neutralisieren von Einflusstoken, das Töten von Gangstern, Erpressen der Mitspieler und vieles mehr).
In den letzten Phasen werden neue Karten gezogen, Gangster, die zu viel Aufmerksamkeit erregten vom FBI verhaftet und durch neue ersetzt.Das Spiel ist ein herrliches Hauen und Stechen mit wechselnden Allianzen und manch überraschender Wendung. Zwar hängt es immer auch davon ab ob die Handkarten einem gute Züge erlauben, doch im Grunde geht es darum die anderen Mitspieler gezielt zu beeinflussen, sich ein Ass im Ärmel zu halten und notfalls vor Lug und Betrug nicht Halt zu machen. Wer Freude an Spielen mit großem Ärger-Potenzial hat sollte Nothing Personal unbedingt probieren.
Der Spielkarton weist zu Recht folgenden Warnhinweis auf:
WARNING
This is NOT a Co-operative Game!
Nothing Personal may contain backstabbing, betrayal, double dealing, trickery, treachery, thuggery and generally nasty behaviour. It is not recommended for those who prefer warm and fuzzy, non-confrontational game experiences.Zuletzt muss auch das großartige Spielmaterial erwähnt werden. Die Token sind aus besonders dicker Pappe, für die Blackmail-Token wurden sogar schwere Metallmünzen beigelegt. Alles Spielmaterial der einzelnen Familien findet in Tuckboxen Platz. Und das Highlight ist der Startspielermarker, ein Siegelring mit dem eingravierten Hinweis: „Breaks Ties“.
Um Mythenmetz aufzugreifen: Tom Vassel beweist, dass man als Kritiker auch tolle thematische Spiele entwickeln kann.
Weiterführende Links:
Danke für Deine Rezension. Wir haben Nothing Personal ja mal im Spieltraum ausprobiert, und da gefielt es mir eigentlich recht gut. Aber das von Dir beschriebene Intrigieren und die wechselnden Allianzen kamen bei unserem Spiel nicht zum Tragen. Kann natürlich durchaus sein, dass das an der Lernpartie lag, oder an der Gruppendynamik. Vielleicht dachten wir auch noch zu mechanisch und nicht sozial genug.
Das Spielmaterial ist in der Tat großartig, wobei die Karten ein bisschen unübersichtlich sind und die Zählleiste doof ist. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Ich würd’s bei Gelegenheit gerne noch mal spielen.
(Ach so: Vasel heißt er.)
Allianzen bilden sich vermutlich meist gegen den stärksten Spieler, aber das Spiel erlaubt alle Formen asozialen Verhaltens. Dazu gehört auch das Ignorieren früherer Vereinbarungen. Es hängt also sehr von der Gruppe ab. Ich denke, wenn die Spieler konsequent darin wären könnten sie das Spiel durchaus kaputt machen, aber gleichzeitig ist das natürlich eine rote Linie. Wer sich nicht an seine Abmachungen hält ist als Verhandlungspartner natürlich raus – und zieht möglicherweise den Zorn der ganzen Gruppe auf sich.
Ich denke das Spiel funktionierte in unserer Gruppe schon wirklich gut. Wenn man dann mit den Regeln vertraut ist wird es sicher noch dynamischer, weil man dann anfangen kann richtig zu Spielen.